Helvetas
kritisiert UNO-Zahlen: Trotz Brunnenbau kein sauberes Trinkwasser
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Rothenberger"Zürich (ots) - Die UNO-Zahlen zur Trinkwasserversorgung gehen an der Realität vorbei. Trotz Zugang zu einem Brunnen trinken weit mehr als die nach Angaben der UNO 750 Millionen Menschen infiziertes Wasser. Schuld daran sind verschmutzte Quellen und mangelnde Hygiene. Helvetas baut in ihren Wasserprojekten die Hygieneschulung aus. In den letzten 15 Jahren haben 2,3 Milliarden Menschen Zugang zu Wasser erhalten. Das ist unzweifelhaft ein Erfolg der Kampagne für die UNO Millenniumsziele, den die Staatengemeinschaft auch gerne hervorstreicht.
Rothenberger"Zürich (ots) - Die UNO-Zahlen zur Trinkwasserversorgung gehen an der Realität vorbei. Trotz Zugang zu einem Brunnen trinken weit mehr als die nach Angaben der UNO 750 Millionen Menschen infiziertes Wasser. Schuld daran sind verschmutzte Quellen und mangelnde Hygiene. Helvetas baut in ihren Wasserprojekten die Hygieneschulung aus. In den letzten 15 Jahren haben 2,3 Milliarden Menschen Zugang zu Wasser erhalten. Das ist unzweifelhaft ein Erfolg der Kampagne für die UNO Millenniumsziele, den die Staatengemeinschaft auch gerne hervorstreicht.
Die Wasserfachleute von Helvetas kritisieren den Optimismus der UNO und
weisen darauf hin, dass immer noch deutlich über 2 Milliarden Menschen
unsauberes Wasser trinken. Verantwortlich dafür sind Verschmutzungen an den
Wasserquellen und ein Mangel an Hygiene auf dem Weg vom Brunnen in die
Haushalte. Helvetas fordert von der UNO, dieser unbequemen Realität in die
Augen zu sehen.
Wasserverschmutzung durch mangelnde Hygiene
Auch Helvetas betrachtet es als Erfolg, dass durch ihre Wasserprojekte
jedes Jahr fast eine halbe Million Menschen Zugang zu sauberem Wasser und
Sanitärversorgung erhalten. Doch Helvetas wertet die erfreulichen Zahlen zur
Infrastruktur realistisch. "Sauberes Wasser im Brunnen heisst nicht
automatisch, dass auch sauberes Wasser getrunken wird", erklärt Agnes
Montangero, Wasserexpertin bei Helvetas.
Das zeigt eine breit angelegte Wirkungsstudie der ETH im westafrikanischen
Benin, die Helvetas in Auftrag gegeben hat. In Benin wurden mit Unterstützung
von Helvetas in den letzten Jahren 152 Brunnen für Schulen, Gesundheitszentren
und Dörfer neu gebaut oder verbessert.
Die Forscher der ETH untersuchten die Wasserqualität und befragten 600
Erwachsene und 500 Schülerinnen und Schüler, die diese Brunnen benutzen. Die
Wirkungsstudie erbrachte zwei wichtige Resultate. Direkt bei den Brunnen sind
die Bakterienbefunde um die Hälfte bis zwei Drittel zurückgegangen. Doch der
Hygienevorteil wird beim Transport und bei der Aufbewahrung des Wassers in den
Haushalten wieder zunichte gemacht. Unsachgemässe Lagerung und schmutzige Hände
bringen Krankheitskeime ins Wasser, und die Menschen profitieren weit weniger
von den sauberen Brunnen, als dies möglich wäre.
Die Studie zeigt auch, dass die Menschen trotz intensiver Aufklärungsarbeit
ihr Hygieneverhalten kaum verändert haben. "Wir haben schon vor der Studie
begonnen, unsere Arbeit selbstkritisch zu beleuchten", sagt Agnes
Montangero. "Das Hygieneverhalten zu verändern ist eine enorme
Herausforderung. Fachleute um die ganze Welt berichten von Latrinen, die gar
nicht oder als Hühnerstall verwendet werden." Viele Menschen seien nicht
bereit oder in der Lage, das neu erworbene Wissen auch umzusetzen, führt sie
weiter aus. "Ein Phänomen, das hierzulande alle kennen, die mit dem
Rauchen aufhören oder mit Joggen anfangen wollen."
Zusammen mit Psychologen der EAWAG erarbeitet Helvetas effizientere
Hygiene-Kampagnen, die darauf abzielen, das Hygieneverhalten der Menschen zu
ändern. "In Haiti, Mali und Benin hat Helvetas letztes Jahr Studien
durchgeführt, um die bestimmenden Verhaltensfaktoren zu identifizieren",
erklärt Montangero. In Mali zum Beispiel sei es üblich, dass vor dem Essen alle
Menschen die Hände in einer gemeinsamen Schüssel waschen. "Das ist zwar
ein schönes Symbol der Gemeinschaftlichkeit, doch hygienisch ist es
nicht", sagt sie. Die neue Hygiene-Kampagne setzt sich unter anderem auch
mit diesem Brauch auseinander.
Hygiene muss in UNO-Zielen berücksichtigt werden
Von der UNO erwartet die Helvetas-Expertin, dass sie die Bedeutung von
Hygiene für sauberes Trinkwasser anerkennt. Wasser ist eines der Ziele für
Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), die im September in
New York als Nachfolgeprogramm zu den UNO Millenniumszielen verabschiedet
werden sollen. Um die Zielerreichung zuverlässig zu messen, darf die UNO in
Zukunft nicht nur Brunnen zählen, sondern muss auch Indikatoren wie das
Hygieneverhalten berücksichtigen.
Für Rückfragen:
Matthias Herfeldt, Mediensprecher, 044 368 65 48, 076 338 59
38, matthias.herfeldt@helvetas.org Agnes Montangero,
Wasserexpertin Helvetas, 044 368 65 43, agnes.montangero@helvetas.org
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